Xaver und seine Großmutter
Thorakoskopie früher und heute: 50 Jahre Forschung
Der 6-jährige Xaver kam 2017 zu früh und mit einer angeborenen Fehlbildung der Speiseröhre, einer Ösophagusatresie, zur Welt, die ihm das Schlucken unmöglich machte.
Der behandelnde Arzt erkannte sofort das Problem und einen Tag nach seiner Geburt wurde Xaver bereits in der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie von Prim. Univ.-Prof. Dr. Roman Metzger thorakoskopisch operiert. Bei der Thorakoskopie handelt es sich um einen minimalinvasiven chirurgischen Eingriff.
Darunter versteht man eine Operationstechnik, die zu den sogenannten Schlüssellochverfahren zählt. In der Thoraxchirurgie wird dieses Verfahren auch als videoassistierte Thoraxchirurgie (VATS) bezeichnet, ein schonendes Verfahren für Operationen in der Brusthöhle.
Der Chirurg bringt drei kleine Arbeitskanäle in den Brustkorb ein. Über einen dieser Kanäle wird eine Staboptik mit integrierter Kamera eingebracht, die Bilder des OP-Gebiets nach außen überträgt. Über die anderen beiden Arbeitskanäle können verschiedenste Instrumente eingebracht werden. Die Vorteile dieser Operationstechnik liegen vor allem in einer geringeren Patientenbelastung und damit verbunden einer kürzeren Verweildauer im Krankenhaus. Xaver hat daher nur kleine Narben, die an die Operation erinnern.
Drei Wochen nach seinem Geburtstag, nach einer Woche auf der Intensivstation und zwei Wochen in der Kinderchirurgie, durfte er das Krankenhaus wieder verlassen. In diesen drei Wochen brauchte er nur wenige Tage eine Magensonde um Gewicht zuzulegen. Als er das Krankenhaus verlassen durfte, war die Magensonde nicht mehr notwendig, weil er schon das Fläschchen gut vertragen hat. Xavers Mutter erzählt, dass ihr Sohn problemlos von der flüssigen zur breiigen und schließlich zur festen Nahrung gewechselt hat. Er isst alles und hat keine Schluckbeschwerden oder lehnt bestimmte Lebensmittel aufgrund ihrer Beschaffenheit ab.
50 Jahre vor Xavers Geburt kam Xavers Oma Susanne mit der gleichen Fehlbildung der Speiseröhre zur Welt. 1967 waren die Zeiten aber noch ganz andere. Die Fehlbildung wurde von den Ärzten ebenfalls rasch nach der Geburt erkannt und Xavers Oma wurde nach Salzburg gebracht und operiert. Es wurde eine Gastrostomie (Verbindung zum Magen durch die Bauchwand) angelegt und offen-chirurgisch die Ösophagusatresie rekonstruiert. Susanne musste aber viel länger als ihr Enkel, nämlich zwei Monate, im Landesklinikum bleiben. Danach hatte sie ein Jahr lang einen Bougierfaden in der Nase, der durch die Speiseröhre über den Magen auf der Bauchdecke lag und regelmäßig bewegt werden musste.
Von der Operation hat Xavers Oma zwei Narben: eine lange Narbe am Brustkorb und eine kürzere Narbe über dem Magen. Susannes Mutter erzählt, dass sie immer sehr hungrig war und nach dem Fläschchen viel geschrien und auch sehr viel gebrochen hat. Als Kind hatte sie oft Lungenentzündungen, zwei Mal war diese so schlimm, dass Xavers Oma im Salzburger Landesklinikum bleiben musste. Wie ihr Enkel isst Susanne heute alles. Das einzige womit sie keine Freude hat, ist das Kerngehäuse von Äpfeln. Für Apfelstrudel kann sie sich daher weniger begeistern.
Die thorakoskopische Korrektur einer Ösophagusatresie wurde erstmalig in Österreich von Prim. Univ.-Prof. Dr. Roman Metzger durchgeführt. Mittlerweile gilt sie als Standardverfahren für die Versorgung einer Ösophagusatresie am Kinderchirurgischen Zentrum. Die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Salzburg ist ein Zentrum für minimalinvasive Eingriffe für zahlreiche Krankheitsbilder im Kinder- und Jugendalter. Experimentell wird an der Kinder- und Jugendchirurgie über die embryologische Entstehung einer Ösophagusatresie mittels Micro-Computertomographie geforscht.